Kleiner Eisvogel (Limenitis camilla)

Allgemeines

Flügeloberseite. (Foto: C. Heinecke)

Der Kleine Eisvogel (Limenitis camilla) zählt zur Gruppe der Waldschmetterlinge und kommt nur relativ selten in Westniedersachsen vor. Besonders attraktiv ist die Puppe dieses Falters.


Kennzeichen

Die Flügeloberseite des Falters ist schwarzbraun mit einer weißen Fleckenbinde und erinnert ein wenig an die Flügeloberseite des kleineren Landkärtchens (Araschnia levana). Unverwechselbar ist jedoch die Flügelunterseite: Sie zeichnet sich durch eine breite, weiße Binde und zwei Reihen schwarzer Punkte auf rostrotem Untergrund aus.

Flügelunterseite. (Foto: C. Heinecke)

Die zunächst grauschwarzen Jungraupen tragen bereits rotbraune Rückendornen. Im Frühjahr wachsen die Raupen, werden grün und bekommen außerdem eine weiße Linie an jeder Seite.


Größe

Die Falter erreichen eine Flügelspannweite von 45 bis 52 Millimetern. Die Raupen werden ca. 27 Millimeter lang.  


Lebensraum

Die Schmetterlinge kommen in feuchten Wäldern beziehungsweise an luftfeuchten Stellen in Mischwäldern vor. In Westniedersachsen findet man sie vor allem an feuchten Grabenrändern im Wald, wo Wald-Geißblatt (Lonicera periclymenum) wächst. 


Entwicklung

Jungraupe im Hibernarium. (Foto: C. Heinecke)

Die Falter fliegen von Juni bis Juli und legen ihre grünen und mit etlichen Borsten versehenen Eier einzeln auf den Blättern der Raupenwirtspflanze ab. Die ab Juli schlüpfenden Jungrauppen fressen zunächst an der Blattspitze und lassen die Mittelrippe stehen. Sehr gern ruhen die Jungraupen während ihrer Fresspausen auf diesen dünnen Blattrippen. Im Spätsommer fertigen sie aus dem Rest des zuletzt befressenen Blattes eine Art Tüte an, in der sie überwintern. Diese Blatttüte wird auch "Hibernarium" genannt. Im Frühjahr knabbern die Raupen zunächst an den frisch austreibenden Blattknospen und verpuppen sich Ende Mai.


Nahrung

Die Falter saugen manchmal an den Blüten von Brombeeren, die an Waldwegen wachsen. Aber auch an feuchten Wegstellen, Tierkot oder an den zuckerhaltigen Ausscheidungen der Blattläuse saugen sie, um ihren Energiebedarf zu decken.

Puppe mit typischem Höcker. (Foto: C. Heinecke)

Die Raupen fressen in Westniedersachsen vor allem an Wald-Geißblatt (Lonicera periclymenum), welches an feuchten Grabenrändern in Wäldern wächst. Bundesweit wurden Raupen aber auch an Schneebeere (Symphoricarpos rivularis), Roter Heckenkirsche (Lonicera xylosteum) und anderen Lonicera-Arten gefunden.


Verbreitung

Der Kleine Eisvogel kommt von Westeuropa und Südengland ostwärts bis Japan vor. Nordwärts findet man ihn bis Südschweden und zum Baltikum und südwärts bis Mittelitalien. Der Schmetterling fehlt auf dem Balkan und den Mittelmeerinseln und kommt auf der Iberischen Halbinsel nur im äußersten Nordosten vor. Im Norddeutschen Flachland kann man ihn nur vereinzelt beobachten.  

In Westniedersachsen kommt er zum Beispiel im Hasbruch (LK Oldenburg) vor.


Gefährdung und Schutz

Der Kleine Eisvogel ist nach der Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV) besonders geschützt. In Niedersachsen gilt die Art als stark gefährdet (Rote Liste 2).


Zusammengestellt von Carsten Heinecke 2015. Quellen: Josef Settele, Roland Steiner, Rolf Reinhardt & Reinart Feldmann (2005): Schetterlinge. Die Tagfalter Deutschlands. Eugen Ulmer KG, Stuttgart. ISBN 3-8001-4167-1. Heiko Bellmann (2003): Der neue Kosmos Schmetterlingsführer. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart. ISBN 978-3-440-09330-6. Günter Ebert (Hrsg.) (1991): Die Schmetterlinge Baden-Württembergs - Band 1 Tagfalter. Eugen Ulmer GmbH, Stuttgart.