Rostbinde (Hipparchia semele)
Allgemeines
Die Rostbinde, auch Ockerbindiger Samtfalter genannt, gehört zur Familie der Edelfalter und ist ein typischer Schmetterling spärlich bewachsener Sandflächen.
Kennzeichen
Die Falter haben ihre Flügel meistens geschlossen, so dass man die typische Unterseite ihrer Hinterflügel erkennt. Bei den Männchen zeigt sich hier eine weiße Binde, die sich nach innen (in Richtung des Kopfes) relativ kontrastreich von der umgebenden Flügelzeichnung absetzt. Bei den Weibchen wirkt die Hinterflügel-Unterseite nicht so kontrastreich.
Die hellbraunen Raupen haben dunkelbraune Längsstreifen und sind am Körperende eher spitz.
Größe
Die Falter erreichen Flügelspannweiten zwischen 48 und 55 Millimetern. Die Raupen werden bis zu 30 Millimeter lang.
Lebensraum
Die Rostbinde ist ein Bewohner sandiger Offenlandbereiche und kommt in Westniedersachsen vor allem auf Truppenübungsplätzen, in der Lüneburger Heide und auf den Ostfriesischen Inseln vor. Wichtig für Schmetterlinge und Raupen dieser Art sind Vegetationslücken und ein schnelles Abfließen des Regenwassers.
Entwicklung
Die Falter fliegen in einer langen Generation von Ende Juni bis Anfang September. Die im Spätsommer oder Herbst schlüpfenden Raupen überwintern und gewinnen erst im Mai oder Juni ihre volle Größe.
Nahrung
Die nachtaktiven Raupen fressen an verschiedenen Süßgräsern, z. B. an Schafschwingel, Silbergras und an der Küste auch an Strandhafer.
Die tagaktiven Falter saugen bei Sonnenschein gern an violetten Blüten, z. B. an Besenheide, Thymian, Sommerflieder, Meersenf oder auch an Berg-Sandglöckchen.
Verbreitung
Die Rostbinde kommt im südlichen Fennoskandien, in England, Nordfrankreich, Belgien, den Niederlanden, Dänemark, Norddeutschland, Böhmen, im Baltikum und im nördlichen und mittleren Osteuropa vor.
In Westniedersachsen kommt der Falter vor allem auf den Ostfriesischen Inseln vor. Hier können die Populationen beachtliche Größen erreichen.
Gefährdung und Schutz
In Niedersachsen gehört die Rostbinde zu den gefährdeten Arten. An binnenländischen Standorten ist der Falter hier insgesamt seltener geworden. Sandige Bodenabbaustellen sollten zum Schutz dieses Tagfalters nicht verfüllt, sondern in offenem Zustand belassen werden.
Zusammengestellt von Carsten Heinecke, Juli 2015. Quellen: Heiko Bellmann (2003): Der neue Kosmos Schmetterlingsführer. Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart.
Ulrich Lobenstein (2003): Die Schmetterlingsfauna des mittleren Niedersachsens. Bestand, Ökologie und Schutz der Großschmetterlinge in der Region Hannover, der Südheide und im unteren Weser-Leine-Bergland. Naturschutzbund Landesverband Nierdersachsen, Hannover.
Detlef Kolligs (2014): Schmetterlinge Norddeutschlands. 100 Tagfalter. Wachholz Verlag, Neumünster/Hamburg.
L. G. Hinging und N. D. Riley (1978): Die Tagfalter Europas und Nordwestafrikas. Ein Taschenbuch für Biologen und Naturfreunde. Übersetzt und bearbeitet von Dr. Walter Forster. Verlag Paul Parey, Hamburg und Berlin.