Projekt: Moorschmetterlinge

Niedersachsen ist das hochmoorreichste Land der Bundesrepublik Deutschland und hat sich verpflichtet, die Hochmoore als Landschaft und Lebensraum bedrohter Pflanzen- und Tierarten zu erhalten und dauerhaft zu sichern. Naturnahe Hochmoore speichern nicht nur Wasser und Kohlenstoff (und haben somit eine wichtige Bedeutung für den Gewässer- und Klimaschutz), sondern sie sind auch Lebensraum für eine Reihe hochspezialisierter Pflanzen und Tiere. Seit 2008 untersuchen wir fünf ausgewählte Moorgebiete im Umfeld Oldenburgs hinsichtlich ihrer Schmetterlingsfauna. Bei unseren Moor-Exkursionen haben wir bisher über 260 Schmetterlingsarten erfasst, von denen 30% gefährdet sind. In einer wissenschaftlichen Publikation haben wir 2013 unsere ersten Ergebnisse zusammengefasst und erste Gedanken zu Schutzmaßnahmen geäußert.


siehe auch:

Entkusselungsaktion in den Schlattmooren des FFH-Gebietes Tannersand und Gierenberg


Einige besonders gefährdete Schmetterlinge der Moorgebiete um Oldenburg möchten wir hier kurz nennen:

Weiblicher Hochmoorbläuling (Foto: C. Heinecke)

Hochmoorbläuling (Plebeius optilete): Dieser insgesamt rückläufige Hochmoorspezialist kommt in einem "unserer" Gebiete noch zahlreich vor. Dort hat sich der Schmetterling an die Preiselbeere als Raupenwirtspflanze gewöhnt. Genaueres  wollen wir untersuchen und in konkrete Schutzmaßnahmen münden lassen.                    

Hochmoor-Perlmutterfalter (Boloria aquilonaris): Dieser Hochmoorspezialist gilt als Eiszeitrelikt und lebt ausschließlich auf den Schwingrasenbereichen naturbelassener Restmoore. Obwohl der Falter vom Aussterben bedroht ist, konnten wir in einem der Gebiete eine bisher unbekannte, individuenreiche Population entdecken.

Hochmoor-Perlmutterfalter (Foto: H. Gröschl)


Großes Wiesenvögelchen (Coenonympha tullia): In Norddeutschland kommt dieser seltene Augenfalter ausschließlich in den Randbereichen von Hochmooren vor, wo Pfeifengras (die Wirtspflanze der Raupe) in größeren Beständen wächst. Leider wird diese Schmetterlingsart zunehmend seltener.

Torfmooreule (Coenophila subrosea): Erst nach mehreren Jahren haben wir diese seltene Eule - auch ein Hochmoorspezialist - in zweien unserer Gebiete gefunden. Die auffälligen, schönen Raupen fressen nachts an kleinen Moor-Birken (Betula pubescens) und an Rosmarinheide (Andromeda polifolia).

Schwarzer Sackträger (Acanthopsyche atra): Wir haben diesen seltenen Sackträgers bisher nur in einem von Kiefernwald umgebenen Moorschlatt gefunden. Das passt, denn er wird auch "Kiefern-Sackträger" genannt. Die Falter bekommt man so gut wie nie zu Gesicht, denn als nicht zur Nahrungsaufnahme befähigte Tiere leben sie nur wenige Tage.

Nordseeküsten-Graueulchen (Foto: C. Heinecke)

Graslins Sackträger (Phalacropterix graslinella): Während dieser Sackträger deutschlandweit sehr selten ist, kommt er in einigen Moor- und Sandheiden Westniedersachsens noch vor. Bei dieser Art haben die Säcke der männlichen Puppen eine charakteristische Schlupfröhre für den werdenden Falter.

Nordseeküsten-Graueulchen (Nola holsatica): Dieser  kleine Nachtfalter wurde erst vor kurzem als eigene Art von dem Laubholz-Grauspinnerchen (Nola aerugula) abgespalten. Noch ist die genaue Lebensweise der Raupen unbekannt, doch daran möchten wir etwas ändern. Dieser deutschlandweit seltene Falter kommt in unseren Gebieten recht häufig vor.


Weil die westniedersächsischen Moorgebiete hinsichtlich der Schmetterlinge noch ziemlich wenig erforscht sind, wollen wir unsere Untersuchungen fortsetzen, um ein genaueres Bild von der Verbreitung seltener Moorschmetterlinge zu bekommen. Solche detaillierten Kenntnisse sind Voraussetzung für den effektiven Schutz dieser hochspezialisierten Tiere.