Artenportrait Landkärtchen (Insekt des Jahres 2023)

Das Landkärtchen (Araschnia levana) ist ein Schmetterling aus der Familie der Edelfalter (Nymphalidae).
Es ist zum Insekt des Jahres 2023 in Deutschland, Österreich und der Schweiz ernannt worden.
Als Besonderheit ist das Auftreten einer Früh- und Sommerform zu nennen, der so genannte Saisondimorphismus. Das Landkärtchen ist daher ein Sonderling unter den Tagfaltern.
Für Laien scheint es so, als dass die beiden Formen zwei verschiedenen Arten angehören würden.
Lange Zeit wurden die Falter der beiden Generationen tatsächlich für verschiedene Arten gehalten. Ausschlaggebend für die unterschiedliche Färbung der beiden Generationen
ist die Temperatur und Tageslänge während der Puppenruhe.


Die Frühjahrsform ist oberseitig gelborange mit schwarzen Flecken.
Die Falter sind in dieser Färbung von April bis Juni anzutreffen.





Dem gegenüber hat die Sommerform eine schwarze Grundfarbe mit weißen Bändern.

Die Falter der Sommergeneration fliegen von Juli bis September.




Aufgrund des Saisondimorphismus sind 2 Generationen die Regel,
es kann in sehr warmen Jahren auch zur Ausbildung einer partiellen 3.Generation kommen.
Als euroasiatische Art kommt das Landkärtchen in kalten und gemäßigten Zonen Europa und Asiens vor. Es fehlt allerdings in Großbritannien und Skandinavien, scheint sich gegenwärtig aber nach Norden auszubreiten. Bevorzugte Fluggebiete sind lichte Laubwälder und Waldränder.


Die Flügelunterseite hat ein feines Gittermuster, das einer Landkarte ähnelt und maßgeblich für die Namensgebung ist.
Die Zeichnung der Flügelunterseite unterscheidet sich nicht bei den beiden Generationen, ebenso sind Männchen und Weibchen nicht in der Färbung zu unterscheiden.

Das Muster auf der Flügelunterseite hat der Art ihren deutschen Namen gegeben.


Das Weibchen legt die Eier (etwa 10) in Türmchen auf der Blattunterseite der Futterpflanzen ab.
Die Raupen des stellenweise noch häufigen Schmetterlings haben eine tiefschwarze Färbung mit zahlreichen ebenso dunkel gefärbten Dornen.
Die Futterpflanzen sind Brennnesseln, oft solche, die unter Gebüsch wachsen.
Durch die verästelten Dornen und die Dornen auf der Kopfkapsel unterscheidet sie sich von der Raupe des Tagpfauenauges.
Die ohne Gespinst und gesellig lebenden Raupen trifft man oft auf der Blattunterseite an.
Die Verpuppung vollzieht sich nach ca. 20 Tagen.
Das Landkärtchen überwintert in Deutschland als Puppe.


Der Falter befestigt seine Eier in mehreren kurzen Schnüren, die wie umgedrehte Türmchen aussehen, an der Unterseite von Blättern der Großen Brennnessel.
Damit unterscheidet sich die Art von allen anderen in Europa vorkommenden Tagfaltern, die ihre Eier nebeneinander oder einzeln ablegen.

Die Eier benötigen für ihre erfolgreiche Entwicklung eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit.


Aufgrund des Klimawandels machten die heißen und trockenen Sommer der vergangenen Jahre auch dem Landkärtchen zu schaffen. Die Populationen schrumpften deutlich.



Das Landkärtchen hat sich nach Bestandseinbrüchen im Dürresommer 2018 deutschlandweit noch nicht wieder erholt (Tagfaltermonitoring 2022).




                                                                                                                               Holger Gröschl